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ADHS in Zeiten der Corona-Pandemie

Informationen zum ADHS-Management während der Corona-Pandemie

ADHS-Management während der Corona-Pandemie
Corona: Lockdown, Kontaktbeschränkungen und Home-Office bzw. -Schooling – insbesondere für Personen mit psychischen Erkrankungen können die Corona-Pandemie und hiermit verbundene Umstände eine besonders große Belastung darstellen. Mit einer weltweiten Prävalenz von ca. 5% aller Schulkinder stellt ADHS eine der häufigsten diagnostizieren psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter dar, dessen Symptomatik und assoziierte Probleme bis ins Erwachsenenalter (65%) auftreten können. Die European ADHD Guidelines Group hat hierzu internationale Empfehlungen zum ADHS-Management in Zeiten der Corona-Pandemie ausgesprochen (Cortese et al., 2020)

Diagnostik und Therapie
Auch während der Corona-Pandemie und resultierender Kontaktbeschränkungen soll die Versorgung der Betroffenen kontinuierlich fortgesetzt werden. Diagnostik, Psychoedukation, Therapiesitzung sowie Verlaufskontrollen sollen durch ferntherapeutischeMaßnahmen (Abhalten der Sitzungen telefonisch oder per Video) unterstützt werden.

Tipps für Eltern ADHS-betroffener Kinder
Eltern ADHS-betroffener Kinder wird die Nutzung von wissenschaftlich fundierten Selbsthilfe-Interventionen empfohlen, die durch Telefon oder Online-Video-Technologien ergänzt werden können. Zudem gibt es einige frei zugängliche Online-Angebote (z.B. der ADHS-Elterntrainer der AOK).
Die EAAG hat basierend auf sechs Tipps für Familienmitglieder zusammengetragen:

  1. Bleiben Sie positiv und motiviert.
  2. Stellen Sie sicher, dass alle Familienmitglieder wissen, was von ihnen erwartet wird.
  3. Stärken Sie sowohl das Selbstvertrauen als auch das Vertrauen Ihres Kindes in Sie.
  4. Helfen Sie Ihrem Kind, Anweisungen zu befolgen.
  5. Fördern Sie ein besseres Verhalten.
  6. Begrenzen Sie Konflikte.

Tipps für den Schulkontext
Auch für den Schulkontext und den Online-Unterricht gilt, dass Schule und Lehrer:innen ihre Schüler:innen – und insbesondere ADHS-Betroffene – unterstützend begleiten müssen. Eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern betroffener Kinder hinsichtlich der selbstständigen Strukturierung von Schulaufgaben wird empfohlen.

Empfehlungen zur ADHS-Medikation
Ist eine pharmakotherapeutische Behandlung der ADHS-Symptomatik induziert, sollten die Betroffenen diese auch während der Pandemie fortsetzen bzw. starten (Cortese et al., 2020). Voraussetzung für die Initiierung einer pharmakologischen Behandlung sind laut der EAAG folgende: (1) keine Erkrankungen oder Beschwerden kardiovaskulären Ursprungs, Kurzatmigkeit, Ohnmacht, Brustschmerzen, Bluthochdruck, angeborene Herzanomalien, Herz-Operationen; aktuell sowie in der Vergangenheit. (2) Keine Fälle von plötzlichem Tod (<40. Lebensjahr) bei Verwandten ersten Grades, die auf Herzkrankheiten zurückzuführend sind. (3) Vor der Initiierung muss ein Baseline-Monitoring (Messung von Blutdruck und Herzrate zu drei verschiedenen Messzeitpunkten) stattgefunden haben. Dies kann von Familienmitgliedern zu Hause durchgeführt werden.
Bei bereits initiierter Pharmakotherapie muss seitens des Gesundheitssystems gewährleistet werden, dass Betroffene ihr Medikament rechtzeitig erhalten.
Auf eine eigenmächtige Erhöhung der Dosierung der ADHS-Medikation, um mit mit der Pandemie und verbundenen Einschränkungen und Stressoren besser umgehen zu können, soll verzichtet werden. Veränderungen in der Dosierung oder der Präparate müssen durch den verschreibenden Arzt vorgenommen werden.